Monday, December 15, 2014

Die Königskinder - beileibe kein Märchen

An einem verregneten Sonntag um 11 Uhr hieß es in Semper 2 wieder einmal "Einführungsmatinee" (lange waren wir nicht dabei). Sicher eine Einführungsmatinee ist nicht eine Oper und Semper 2 ist tatsächlich nicht mit der Semperoper zu vergleichen. Wer sich auf den Zauber dieser "unscheinbaren" Probebühne einlässt, die seit knapp fünf Jahren auch Raum für experimentelle Produktionen bietet, wird jedes Mal wieder angenehm überrascht.

Kurz vor dem Start in Semper 2
Waren kurz vor 11 Uhr die "Roten Sofas" noch leer, so waren doch die Zuschauerränge bereits gut gefüllt. Auffällig war, dass die Altersgruppe zwischen 30 und 50 Jahren deutlich unterrepräsentiert war und so mancher der für eine Führung durch's Große Haus anstand hätte hier durchaus nicht nur ein Plätzchen, sondern auch Einblick in die kommende Premiere "Die Königskinder" von Engelbert Humperdinck bekommen können. Auf den ersten Blick mag die Oper an ein Märchen erinnern, doch das Libretto, das in den letzten Jahren des vorletzten Jahrhunderts von Elsa Bernstein geschrieben worden ist hat einen stärkeren Bezug zur Jetztzeit als man zunächst denken mag. 

Valeska Stern, Dramaturgin der kommenden Produktion, führte sehr routiniert und authentisch in die Oper und einige Hintergründe ein. Es war zu spüren, dass die Arbeit mit dem Regieteam rund um die niederländische Regisseurin Jetske Mijnssen und Bühnen- und Kostümbildner Christian Schmidt während der vergangenen Wochen Spaß gemacht hatte. Man darf also auf die Premiere am 19. Dezember 2014 gespannt sein.

Eine Einführungsmatinee wäre keine an der Semperoper wenn nicht auch einige Protagonisten der Produktion eine stimmliche Kostprobe geben würden. An diesem Sonntagmorgen waren es Tichina Vaughn, die die Rolle der Hexe einnimmt und Christoph Pohl, der den Spielmann mimt.

Nach reichlich einer Stunde und fünfzehn Minuten stand fest: diese Produktion muss besucht werden.

Abschließend noch die Reflexion in Kurzform als #PresencingStatus:

Good - ein lohnender Sonntagmorgenbesuch in der Semperoper, Einführung in die Oper "Die Königskinder" inklusive einiger geschichtlicher Hintergründe

Tricky - eigentlich nichts bis auf die Tatsache, dass Frage aus welchem Grunde faszinierende Einführungsmatineen nicht die ihr verdiente Anziehungskraft haben

Learned - "Märchen" wie "Die Königskinder" haben mit der uns umgebenden Realität gemein als es auf den ersten Blick scheinen mag, Erinnerungen an "Verstummte Stimmen" (Elsa Bernstein [ein Abriss über Ihr Leben im Literaturportal Bayern] erlitt gleiches Schicksal wie viele jüdische Mitbürger in den 30er/40er Jahren)

Action - Besuch der Oper [Veranstaltungsübersicht inkl. verfügbarer Karten] (persönlich Karten für eine der künftigen Vorstellunge erstanden), wer am 19. Dezember 2014 die Premiere besucht (und auch spätere Vorstellungen) möge die Hashtags #DieKönigskinder & #Semperoper verwenden

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