Wie sind Sie zur Idee
gekommen, Pano-
meter zu realisieren?
Mein Weg zum Medium Panorama ist eine lange Entwicklung seit meiner
Kindheit. Mich hat schon das Zeichnen und die Darstellung von Raumtiefe auf dem
zweidimensionalen Blatt interessiert. Und Anfang der 1990er Jahre entdeckte ich
die Riesenrundbilder für mich, die ja im Grunde die Königsdisziplin von
perspektivischer Darstellung sind. Der Begriff Panometer ist eine Erfindung von
mir, die sich aus dem Medium Panorama und dem Ausstellungsort Gasometer ergibt.
Wie wählen Sie
das Thema der Panoramen?
Ich habe viele Themen und Fragestellungen im Kopf, die
mich faszinieren und davon lasse ich mich leiten. Wie Sie bestimmt wissen, bin
ich auch Architekt und liebe es, mir Städte und Stadtlandschaften von oben
anzuschauen. Mich fasziniert die Antike und nach ROM 312 und PERGAMON im Jahr
129 will ich mich noch anderen antiken Metropolen widmen. Aber auch die
europäische Stadt im Barock ist ein Thema, das mit Dresden (DRESDEN 1756) für mich nur einen
Anfangspunkt hat und allein durch Canalettos Schaffensorte weitere Stationen
mit sich bringt.
Mich fesseln aber auch Naturräume wie AMAZONIEN, das wir
ab Juni wieder in Leipzig zeigen, oder die Gipfel des Himalaya, die mich Anfang
der 2000er Jahre zum meinem allerersten Riesenrundbild und der Idee des Panometers
im Gasometer in Leipzig bewegt haben. Ich stelle mir viele Fragen zu den
menschlichen Grundzügen und mein geplantes Panorama zur Berliner Mauer soll
auch thematisieren, wie so eine grausame Grenze zum Teil unseres Alltags wird.
Ein Stück weit spiegelt jedes Panorama die Frage: Wie wollen wir miteinander
leben.
Wo sammeln Sie
alle Infos für die Realisierung des Panoramas?
Natürlich sind Foto- und Recherchereisen vor Ort sehr
wichtig für die Konkretisierung meiner Bildideen. Ich war oft in Rom oder Pergamon,
bin viermal in den Amazonas-Regenwald gereist und 2002 auch am Everest
geklettert. Für jedes Projekt suche ich mir dann Fachberater, mit denen sich
immer ein intensiver Dialog entspinnt und die bei vielen Bilddetails wichtige
Quellen besteuern. So war z.B. die Entstehung von PERGAMON ein beispielhafter
Dialog zwischen mir als Künstler und den Archäologen der Antikensammlung derStaatlichen Museen zu Berlin, den es in dieser Form viel zu selten gibt. Ich
arbeite also sehr interdisziplinär und lerne mit jedem Projekt unglaublich viel
dazu.
Wie lange
dauert die ganze Arbeit (von der ersten Idee bis zur Fertigung)?
Jedes Panoramaprojekt bringt eigene Herausforderungen,
Entscheidungswege und Arbeitsschritte mit sich, deswegen kann ich es schwer
zeitlich eingrenzen. Aber zwischen drei und fünf Jahren dauert es
erfahrungsgemäß von der ersten konkretisierten Idee bis zur
Ausstellungseröffnung.
Wie fühlen Sie
sich am Ende der Arbeit, der Erste zu sein, der die Panoramen schaut?
Ich sehe das Bild das erste Mal in seiner richtigen Form,
wenn es gehangen und rundum aufgezogen wird. Das ist ein bewegender und
spannender Moment, denn erst dann weiß ich, ob es „funktioniert“. Natürlich
entdecke ich auch kleine Fehler, die aber oft nur mir selbst auffallen.
Was passiert
mit dem Panorama, wenn die Ausstellung zu Ende ist?
Wenn ich denke, dass ein Panoramabild noch einmal
überarbeitet werden muss, bevor ich es später noch einmal ausstelle, dann
zerstöre ich es lieber. So war es mit meiner ersten Version von EVEREST, die
wir ab 2003 gezeigt haben, oder auch mit meinem ROM 312-Panorama von 2006. Die
aktuelle Version von ROM 312 hat sich stark verändert, z.B. habe ich 2011 den
Vordergrund komplett umgestaltet und auch den Himmel so gestaltet, dass er die
Bedeutung der Ereignisse im Bild unterstreicht.
Haben Sie neue
Projekte für Panometer schon in der Planung?
Natürlich arbeite ich mit meinem Team an neuen Panoramen,
wie z.B. „LEIPZIG 1813 – In den Wirren der Völkerschlacht“, das wir ab Juli
2013 in Leipzig zeigen oder die Überarbeitung von DRESDEN. Ich habe jede Menge
Ideen und ich weiß nicht, ob ich alt genug werde, sie alle umzusetzen.
Ist das
Panorama die komplette Erfüllung Ihres Arbeitsziels?
Ich bin sehr glücklich, dass ich auf das Medium Panorama
gestoßen bin. Es entspricht mir und meinen künstlerischen Visionen sehr. Aber
es interessieren mich noch einige weitere Felder…
Die Idee,
Kritike, Vorschäge der Besucher sind wichtig für Sie. Kann man sagen, dass der
Panometer immer in Bearbeitung ist und die Besucher eine wichtige Rolle dabei
spielen?
Die Rückmeldungen der Besucher sind mir wichtig und wir
haben ja für die Überarbeitung meines Panoramas vom barocken Dresden einen
Aufruf an die Dresdner gestartet, sich bei uns zu melden, wenn sie Ergänzungen
oder Hinweise haben. Meine künstlerische Intention spricht natürlich immer das
letzte Wort.
Warum sollten
die Menschen Ihre Panometer besuchen?
Es gibt natürlich viele Gründe, die sich aus dem
Interesse am jeweiligen Thema ergeben. Aber vor allem ist es das besondere
Seherlebnis im Panorama, das viele Menschen so fasziniert. Diese entschleunigte
und sehr emotionale Art und Weise der Entdeckung von Welt passt sehr gut in
unsere heutige Zeit.
Ich sage immer „Im Panorama ist jeder Betrachter sein
eigener Regisseur“. Jeder entscheidet selbst, in welchem Rhythmus und wie
intensiv er sich auf die vielen Details und Zusammenhänge im Riesenrundbild
einlässt und in diesen Kunstraum eintaucht.
Ihre Panometer
sind alle in Deutschland zu sehen, haben Sie im Plan auch im Ausland sie zu
installieren?
Ja, ich habe kürzlich asisi Panorama International
gegründet. Hand aufs Herz: müsste man ROM 312 nicht auch in Rom zeigen?