Monday, September 18, 2017

Was haben Berlin, Brandenburg und Sachsen gemein? CHEMIE

Anlässlich des 150. Gründungsjubiläums der GDCh (Gesellschaft  Deutscher Chemiker e.V.) an historischer Forschungsstätte, dem Berliner Wissenschaftscampus in Berlin-Dahlem, trafen sich vergangene Woche über 2.000 Chemikerinnen, Chemiker und Interessierte beim Wissenschaftsforum 2017 (#wifo2017 auf Twitter und Facebook).

Selbstverständlich ging es während der fünf Tage dauernden Konferenz um spezifische Fachvorträge, Tagungen der Fachgruppen (angefangen von der FG Chemieunterricht bis hin zur FG Lackchemie und FG Nuklearchemie), auch Postersessions standen ebenso auf dem Programm.

In einem neuen Format, das erstmals im Rahmen des Wissenschaftsforums der GDCh stattfand, waren Entrepreneure aus dem chemisch-wissenschaftlichen Kontext, Unternehmer, Politiker, UN-Institutionen eingeladen, beim 24-stündigen (!) Innovationsmarathon "Chemiewende - Wie erreichen wir eine neue Gründerzeit in der Chemie?" neue Wege in die Zuknft aufzuzeigen.

Juniorprofessor Dr. Hannes Rothe, einer der treibenden Köpfe hinter dem Event, das sich mit ca. 40 Anmeldungen für den 24h-Hackethon regen Zuspruchs erfreute, nahm während der 3-minütigen Pitches der sieben Teams die Zeit (in der ersten Reihe sitzen die Juroren der Pitchrunde). Doch dabei sollte es nicht bleiben. Nach den erfolgten Pitches der sichtlich erschöpften Teilnehmer des "Innovationsmarathons Chemiewende" und einer umgehenden Juryauswertung der Pitches war klar (wenn auch knapp, wie am Rande der Aufräumarbeiten zu erfahren war), dass das Team "Startup" das Rennen um den mit 5.000 Euro dotierten Preis gemacht hatte.

Im Beisein der Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries, die den Preis an das Gewinnerteam überreichte, wurde auch der Ausbau der "Chemical Invention Factory - John Warner Center for start-ups in Green Chemistry" angekündigt, das das Ökosystem für erfolgreiche Startups im Bereich der "Grünen Chemie" inmitten Berlin befördern soll. Bislang gibt es bereits erste Aktiviäten im kleineren Maßstab, wie einer Pressemitteilung der TU Berlin aus dem Juni dieses Jahres zu entnehmen ist. Die Aktivitäten in Richtung "#GreenChemistry" und die Unterstützung durch das Bundeswirtschaftsministerium (und selbstverständlich der Wirtschaftsministerien der Bundesländer) erschöpfen sich nicht nur in der Unterstützung von innovativen Startup-Wettbewerbsformaten für investitionsintensive Felder wie der Chemie. Erst am Vortag war an der Bergakademie TU Freiberg die Demonstrationsanlage von Parforce durch die Bundeswirtschaftsministerin eröffnet worden. Die Bergakademie TU Freiberg, die älteste Montanuniversität der Welt, war 2012 Austragungsort des 1. World Forum of Universities Resources on Sustainability (#WFURS - wir berichteten damals über Twitter) und somit schließt sich erneut ein Kreis, Ressourcen und Chemie, der ohne digitale Kommunikationstechnologie nicht ohne Weiteres sichtbar wäre.

Am Rande des kleinen Imbisses nach der Veranstaltung zeigte sich wieder einmal, dass das Pitchen gelernt sein will. So ähnlich, wie der "webbasierte Chemiebaukasten" (Chemtics) auf dem MobileCamp 2014 in Dresden überzeugte, so auch die in Brandenburg ansässige LXP Group, "Wir wandeln Grünabfälle, die z.B. in großen Mengen in städtischen Parks anfallen, dass sie von Biogasanlagen verwertet werden können." (frei aus der Erinnerung).

Dass sich nicht nur webbasierte und auf rein digitalen Geschäftsmodellen basierende Startups erfolgreich weiterentwickeln zeigt die im Frühjahr erfolgreich abgeschlossene Finanzierungsrunde über 2,6 Mio €

Auch wenn es für uns meist die Vorträge und die Keynote Speaker sind, die unser besonderes Augenmerk auf Konferenzen anziehen, so sollte man nichts unversucht lassen, um sich in unbekannte und neue Kontexte auf einer mehrtägigen Konferenz begeben, ob beim Frühstück oder auf den Veranstaltungen "am Rande".

Kurz zusammengefasst als PresencingStatus, was es mitzunehmen lohnt:

  • Good - der Mut der Initiatoren des Innovationsmarathon Chemiewende, dieses Format in das Wissenschaftsforum 2017 einzubetten; Englisch als Standardsprache und ausländische Gäste wie John Warner und Janet Angel
  • Tricky - es bedurfte einiger Anstrengungen, die Hashtags #Chemiewende und #Innovationsmarathon gemeinsam mit den offiziellen Konferenz-Hashtag #wifo2017 zu verbinden
  • Learned - Startup-Formate haben es nach wie vor schwer, vor allem wenn es sich nicht um schnell und einfach skalierbare rein digital-basierte Geschäftsmodelle handelt, Innovationsmarathon Chemiewende (see what the seven teams created over the course of 24 hours in Berlin - just amazing!!!) war ein vielversprechendes Format 
  • Action - mehr über die Geschichte der Chemie und ihre Relevanz in den heutigen Zeiten des Wandels erfahren (seit über 30 Jahren war ich nicht in diesem engen Kontakt mit Chemie)



Tuesday, September 5, 2017

Hellerau - Gelebte Innovation durch "Power of Pull"

Am Montag, den 28. August 2017, fand die alljährliche Innovationskonferenz futureSAX an einem bemerkenswerten und geschichtsträchtigen Ort der Tanz und Baugeschichte statt (Englisch review to be found here). Das Festspielhaus Hellerau, einst entworfen von Heinrich Tessenow als kultureller Mittelpunkt der noch im Enstehen begriffenen ersten deutschen Gartenstadt Hellerau (Website des StadtwikiDD) "vor den Toren der  großen Stadt (Dresden)", die sich vor über 100 Jahren zu einem Innovationshub zu entwickeln begann.

Jedem Besucher Dresdens sei an dieser Stelle ein mehrstündiger Gang durch die verwinkelten (eher gebogenen) Straßen des Stadtteils mit seinen unterschiedlichen Architekturstilen empfohlen. Am besten geschieht die Anreise rein elektrisch (ganz im Sinne des Bestrebens der Landeshauptstadt Dresden künftig "Modellstadt der Elektromobilität" zu werden) mit der Straßenbahnlinie 8 unter Mitnahme des "Streifzug 3 - Hellerau, die erste deutsche Gartenstadt" (auch als gedruckter Faltplan bei den Mobilitätszentren der Dresdner Verkehrsbetriebe AG erhältlich) der DVB AG (übrigens eines der innovativsten Unternehmen der Region, oft unterschätzt in der öffentlichen Wahrnehmung).

An besagtem Montag trafen sich rund 550 TeilnehmerInnen, um von frischen Innovationen Startups, etablierten mittelständischen Unternehmen oder Projekten visionärer Köpfen des Freistaats zu erfahren und die Besten zu küren (hier geht's zum Livemitschnitt der Preisverleihung - Ausdrücklicher Dank geht an dieser Stelle an die Kollegin des SMWA, die dies möglich machte).

Doch worum ging und geht es bei Veranstaltungen wie diesen an solch außergewöhnlichen Orten wirklich?

p. 99, "The Power of Pull"
John Hagel, Faculty Member von Singularity University, hat es bereits in seinem Buch "The Power of Pull - How Small Moves, Smartly Made, Can Set Big Things in Motion" beschrieben und nennt es "Shaping Serendipity" (vereinfacht auf Deutsch gesagt: "gute Gelegenheiten schaffen"). Jeder von uns kennt es, man ist auf einer Konfernz, man plant Besuche einzelner Stände und  interessanter Gesprächspartner. Doch dann kommt alles anders! Man kommt in ein Gespräch, findet etwas außergewöhnlich Interessantes und kommt zu ungeplantem Wissen und Kontakten.
  • wähle die Umgebung, in der sich Menschen mit ähnlichen Leidenschaften aufhalten
  • werde sichtbar und bleibe dies auch für Menschen, die relevant sind
  • beeinflusse deren Projekte und verstärke ihre Wahrnehmung
  • entdecke und tausche dich mit den richtigen Leuten zur passenden Zeit(en) aus
  • mache das Beste aus jedem Serendipity-Erlebnis 
Ist das Festspielhaus Hellerau ein solch "guter Ort", wo Menschen und unterschiedliche Ideen aufeinandertreffen und zugleich dem Ort eine positive Energie innewohnt, die mehr als nur das flüchtige Gespräch in der Pause ermöglicht?

Definitiv und ein klares "Ja"!

Und wieder ist es der Tanz und die performende Kunst, ob als Rhythmik, zeitgenössischer Tanz, Ballett oder die von der Dresdener Breakdancegruppe The Saxonz in Kooperation mit Hellerau - Europäisches Zentrum der Künste Dresden ins Leben gerufene Veranstaltung "Floor on Fire - Battle of Styles" (kurzer Trailer zum Format), Impulse für Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft gleichermaßen setzt.

In diesem Sinne darf man auf das kommende Programm "Rekonstruktion der Zukunft" in Hellerau gespannt sein, das sich um das Bauhaus, die Zukunft und last but not least Adolphe Appia, Bühnenbildner und Architekt, der vor über 100 Jahren Innenraum und Bühne des Großen Saals im Festspielhaus gestaltete.

Innovationen benötigen stets den passenden "Brutraum", um ins Entstehen zu kommen und das Festspielhaus Hellerau ist ganz sicher einer davon in der Stadt Dresden - ein wenig "versteckt" am Rande in der Heide. Wer einmal den Weg gefunden hat wird ihn sicher noch oft gehen, so wie selbst geschehen als ein Besuch und Führung in einem bis dato unsanierten Ensemble vor reichlich zwanzig Jahren auf dem Besuchsprogramm stand.

http://hellerau.org/rekonstruktion-der-zukunft

.... und zum Abschluss #PresencingStatus AKA Kurzreview:

  1. Good - Festspielhaus Hellerau ist ein wunderbarer Ort an dem Innovation, das Neue, Kunst und Kulturen aufeinandertreffen (seit über 100 Jahren)
  2. Tricky - Nutzung des futureSAX Veranstaltungs-WLAN nicht möglich, da Smartphone-Antenne keine 5 GHz Signale verarbeiten konnte
  3. Learned - Es gibt immer eine Lösung, die weiter führt :-) Inspirative Orte, wie z.B. das Festspielhaus Hellerau, den Lichthof im Albertinum oder die Gläserne Manufaktur gibt es zahlreich in Dresden - einfach noch mehr und digital darüber sprechen 
  4. Action - mehr als neugierig auf #inarowfestival und #RekonstruktionDerZukunft geworden