Wednesday, October 18, 2017

Chemie - Gesellschaftlicher Katalysator? Roald Hoffmann macht es wahr!

Startfolie des Preisträgervortrrags
von
Prof. Roald Hoffmann
Roald: From a refugee camp in Wasseralfingen, books of Marie Curie and George Washington Carver in German, to America

(Roald: Von einem Flüchtingslager in Wasseralfingen, Bücher von Marie Curie und George Washington Carver auf Deutsch, nach Amerika)

Am 10. September 2017 feierte die die Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) das Jahr ihres 150-jährigen Bestehens mit einem Festakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Höhepunkt des Abend war die erstmalige Verleihung des Primo-Levi-Preises an Prof. Roald Hoffmann, Nobelpreis in Chemie (gemeinsam mit Kenichi Fukui) 1981.

Primo Levi, italienischer Schriftsteller und Chemiker, der den Holocaust überlebte (ähnlich wie der Preisträger auch), hat mit seinem schriftstellerischem Wirken die Chemie in weite Teile der Bevölkerung getragen. Darüber hinaus hat er mit seinem autobiografischen Werk "Ist das ein Mensch?" über seine Erfahrungen während seines 11-monatigen Zwangsaufenthalts im Konzentrationslager Auschwitz einen Platz in der Weltliteratur eingenommen.

GDCh Präsidentin Thisbe K. Lindhorst und Prof. Roald Hoffmann
Mit dem Primo-Levi-Preis, der von der GDCh und der Italienischen Chemischen Gesellschaft (Societa Chimica Italiana) gemeinsam verliehen wird, werden "Chemiker oder Wissenschaftler chemienaher Disziplinen ausgezeichnet, die sich in besonderem Maße für die Wahrung der Menschenrecht einsetzen und damit den Dialog zwischen der Chemie und der Gesellschaft voranbringen" (Auszug aus der Pressemitteilung der GDCh vom 6. Juni 2017).

Roald Hoffmann, bedingt unter anderem durch seine Kindheit, geboren 1937 damals im polnischen Zloczow (heute zur Ukraine gehörig) ist ein "Brückenbauer" (Boundary Spanner via P2P Foundation) zwischen unterschiedlichen Kulturen und Disziplinen. Der Titel seiner Nobel Lecture anlässlich der Nobelpreisverleihung 1981 "Building Bridges between Inorganic and Organic Chemistry" lässt den interessierten Leser bereits vermuten, dass sich darunter mehr verbirgt als ausschließlich die Leidenschaft eines Chemikers im Kontext mit Atomen und Molekülen.

Kunst, Poesie und Philosophie sind die Felder, in denen Roald Hoffmann ebenfalls seit Jahren aktiv tätig ist, wie auf seiner Website zu entnehmen. Nicht ohne Grund ist die Kunst und die mit ihr verbundenen Künstlerinnen und Künstler ein Katalysator für gesellschaftlichen Wandel hin zu größerem Verständnis gegenüber der Wissenschaft (die, falls wir nicht selbst damit zu tun haben, uns abstrakt und im "strengen Sinne" überflüssig vorkommt, da wir sie in geringem Maße in unserer persönlichen Erlebenswelt einordnen können) und zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen. Auf den Malta Conferences, die sich dafür einsetzen, die Kraft der Diplomatie der Wissenschaften für ein friedfertiges Zusammenleben der unterschiedlichen Kulturen im Nahen Osten einzubringen ist er ebenfalls ein regelmäßiger Teilnehmer, so auch in diesem Jahr im Dezember.

Jan Kollwitz (li.)
Roald Hoffmann (re.)
Besonders faszierend ist die gestiftete Keramik, die in tradioneller japanischer Technik von Jan Kollwitz, dem Urenkel von Käthe Kollwitz, die ihre letzten Lebensjahre in Moritzburg unweit Dresdens verlebt hat,  produziert worden ist. Just in dieser Woche, am morgigen Donnerstag, eröffnen die Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) im Kupferstichkabinett eine Sonderausstellung anlässlich des 150. Geburtstages von Käthe Kollwitz - man mag es für eine zufällige "Laune" der Geschichte halten und doch treffen wiederum unterschiedliche Stränge der Geschichte in Dresden in Form der Kunst zusammen.






Zusammenfassung des Erlebten während (und nach) der Eröffnungsfeier des Wissenschaftsforum 2017 (#wifo2017) im bewährten #PresencingStatus:

  • Good - Konzerthaus am Gendarmenmarkt war der passende Ort, um Wissenschaft, Kunst und Publikum emotional zu verbinden 
  • Tricky - mehrfache Anläufe zum Aufschreiben der Erinnerungen an diesen faszinierenden Abend in Berlin "scheiterten"
  • Learned - manche Dinge, wie das Schreiben dieses Artikels, benötigen mehr Zeit als vermutet, vor allem wegen der verfältigen Verflechtungen und Dockingpunkte mit anderen Dingen (SKD, Semperoper Ballett, Deutsche Physikalische Gesellschaft, Dialogmiteinander, Flüchtlingskrise, Bundestagswahl, Diversity, ...)
  • Action - Wie könnte ein Prototyp im Rahmen des MOOC "u.lab - Leading From the Emerging Future" aussehen, der die Vielfalt (diversity) von Personen, Erkenntnissen sowie Erlebnissen, die die offenbaren Grenzen zwischen Wissenschaft, Kunst und Gesellschaft verschmelzen lassen und visuell oder in anderer geeigneter Form für andere erfahrbar macht? 

Tuesday, October 10, 2017

Industrie 4.0 und die Jungen Neugierigen

Am Freitag, den 6. Oktober 2017, machte der Global Manufacturing and Industrialization Summit (GMIS) auf seiner GMIS Roadshow, u.a. über New York City, Paris und Peking, bei GLOBALFOUNDRIES Fab1 im Dresdener Norden Station. Bereits einige Wochen zuvor war das Event nicht nur auf Facebook sondern auch über den offiziellen Twitteraccount GMISummit angekündigt worden (siehe links).

Worum geht es? Warum gerade in Dresden als erste und somit einzige Station in Deutschland auf der GMIS Roadshow, die bereits in New York City, Paris und Letztens in Peking Station machte?

https://gmisummit.com/thesummit/the-initiative/
GMIS wurde 2015 auf Initiative der Vereinigten Arabischen Emirate in Kooperation mit der UNIDO (United National Industrialization and Development Organization) sowie SIEMENS und GE gegründet. Im Frühjahr dieses Jahres fand der erste GMISummit in Abu Dhabi an der dortigen Universite Paris Sorbonne Abu Dhabi statt. Statt der erwarteten 1.500 Teilnehmer waren es rund 3.000 Teilnehmer aus allen Bereichen von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft, um zu erfahren und zu erörtern, wie die weltweite Fertigung (engl.: manufacturing) zukünftig aussehen könne bzw. gestaltet werden soll, um die Sustainable Development Goals der UN gemeinsam zu erreichen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate sind über den staatlichen Investmentfonds Mubadala, der Alleineigentümer des Chipproduktionswerkes GLOBALFOUNDRIES Fab1 (das größte seiner Art in Europa und mit ca. 3.500 MitarbeiterInnen aus 50 Nationen), seit Jahren intensiv mit dem Freistaat Sachsen verbunden. Ministerpräsident Stanislaw Tillich begrüßte die ca. 50 Teilnehmer im Konferenzzentrum und betonte, nicht nur in seiner Funktion als Ministerpräsident sondern auch als Ingenieur, dass "... Sachsen als starker Wirtschaftsstandort und innovative Region in Europa steht dank vieler engagierter Unternehmer und kluger Köpfe mittendrin. ... Es ist uns gelungen, die gesamte Wertschöpfungskette von Forschung und Entwicklung bis zur Produktion im Freistaat zu etablieren. Und es sind gerade auch die kleinen und mittleren Unternehmen, die mit ihrer Tatkraft und ihrem Ideenreichtum zu diesem Erfolg beitragen."

Badr Al-Olama, GMIS
Badr Al-Olama, Head of GMIS und Head of Aerospace Business Unit - Mubadala Investment Company (Strata Manufacturing, zertifizierter Lieferant von Composite-Teilen für Boeing und Airbus), und spezieller Gast an diesem Morgen brachte es mit einem kurzen Fakt auf den Punkt. Der Börsenwert von Apple (ehemals "nur" ein IT-Unternehmen) stellt mit seinem Börsenwert die gesamten Gründungsunternehmen des GMIS (zu denen auch SIEMENS und GE zählen) in den Schatten. Die Wirtschaftslandkarte hat sich im vergangenen Jahrzehnt enorm gewandelt. Unternehmen wie Apple und Google sind inzwischen auch im Bereich von Robotics, autonomes Fahren und anderen (digital getriebenen) Industriefeldern tätig und zunehmend als Produzenten aktiv. "How do we make manufacturing aspirational?" ("Wie machen wir die Produktion anziehend?") - ein Satz von Badr Al-Olama, der die Intention des GMIS auf den Punkt bringt und zugleich aufzeigt, welche Herausforderungen bevorstehen.

Dass dies möglich ist, zeigten erfolgreiche Akteure aus dem sächsischen Mittelstand, wie die XENON Automatisierungstechnik GmbH mit Sitz in Dresden sowie der FEP Fahrzeugelektrik Pirna GmbH, die beide mit mehreren hundert Mitarbeitern nicht nur Wertschöpfung in Sachsen, sondern auch global schaffen und dabei auch das Thema Digitalisierung aktiv umsetzen.

In einer hochkarätig besetzten Diskussion beleuchteten Vertreter von Fabmatics GmbH, SIEMENS AG Business Unit Factory Automation, Fraunhofer IWU sowie FEP Fahrzeugelektrik Pirna GmbH unter Moderation von Dr. Gerd Teepe, Director Marketing for Europe, Globalfoundries die Auswirkungen der Digitalisierung auf die sächsische Wirtschaft, sowie deren Chancen und Herausforderungen.



https://twitter.com/UNIDO/status/916240750446292992
Die Relevanz der digitalen Transformation und die internationale Vernetzung innerhalb der Wertschöpfungskette für die sächsische Wirtschaft betonte Stanislaw Tillich nicht nur in seiner Funktion als Ministerpräsident des Freistaat Sachsen, sondern auch als Ingenieur, der an der TU Dresden seinen Abschluss machte. Die anschließende Unterzeichnung des Memorandum of Understanding (MoU) zwischen der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH und der GMIS setzte ein weiteres Zeichen für eine künftige Zusammenarbeit zwischen dem Freistaat Sachsen und den Vereinigten Arabischen Emiraten.

Noch sind es knappe zwei Jahre bis zum nächsten Global Manufacturing and Industrrialization Summit in Russland in Jekatarinenburg, #GMIS19. Hinreichend Zeit für sächsische Unternehmen der Fertigungsbranche, sich mit anderen lokalen Unternehmen zu vernetzen und darüber hinaus die vielfältigen Möglichkeiten der sächsischen Forschungslandschaft, angefangen von der E3 Forschungsfabrik in Chemnitz, dem Smart Systems Hub und dem DLR Institut für Softwaremethoden zur Produktvisualisierung, Zentrum für Additive Fertigung Dresden (AMCD) und anderen aktiv zu nutzen.

Kurzfazit in Form des bewährten #PresencingStatus (ein Standardprozess der Reflexion, der aus Theorie U bzw. dem MOOC #ulab hervorgangen ist):

  • Good - einwandfreies WLAN; Veranstalter (GMIS & Globalfoundries) selbst auf zahlreichen Social Media Kanälen aktiv während der Veranstaltung
  • Tricky - kurze Anmeldungsvorlaufzeit (nicht 100%iger Rückmeldeprozess); kein Laptop dabei (Tippen auf dem Smartphone eine langwierige Angelegenheit)
  • Learned - die Vereinigten Arabischen Emirate haben bereits (auch im Industriekontext, wie Mubadala) die traditionellen Kommunikationsmethoden exponentiell erweitert (Twitter, Instagram, Facebook, Youtube);
    "Wir sind noch viel zu langsam! Egal was sie machen, tun Sie es zweimal so schnell!" - Prof. Dr. Matthias Putz, Fraunhofer IWU
    "Win-Win-Situationen möglich machen!" - MP Stanislaw Tillich;
    "How many people here are born in the 80's here? And 90's I'd assuming nobody?" - Badr. Al-Olama in seinem Abschlussstatement (niemand im Publikum ist in den 80ern geboren, vier Teilnehmer in den 90ern);
    "We [UAE] always ask ourselves:'Why not?' Not, 'Why should things happen the way they are?'" - Badr Al-Olama 
  • Action - aufmerksam nach wertschöpfenden Möglichkeiten und Verbindungen Ausschau halten, die eine Win-Win-Situation für den Freistaat Sachsen und GMIS darstellen und möglich machen
Ausgewählte Berichte über die GMIS Roadshow in Dresden am 6. Oktober 2017:


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