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Ein trauriger Tag nicht nur für ihre Familie, ihre Freunde und KollegInnen im Kunstbetrieb.
Als sie mit der Spielzeit 2010/2011 die Nachfolge von Prof. Dr. Gerd Uecker als erste weibliche Intendantin an der Semperoper seit 375 Jahren antrat wusste so mancher nicht, was er/sie von der Zukunft des Opernhauses inmitten der Barockstadt Dresden erwarten sollte.
Der offensichtliche Paukenschlag war die grundlegende Änderung des Corporate Identity (wie es so schön im Marketing heißt). Der stilisierte Umriss der Semperoper als leicht wiedererkennbares Artifakt, eine frische Imagekampagne mit unterschiedlichen Menschen und Gästen des Hauses, wie z.B. Prof. Dr. Gianaurelio Cuniberti der entschlackte Webauftritt waren nur die ersten äußeren Zeichen.
Was hatte sie geschafft? Auf einmal sprach man über die Semperoper, nicht nur auf Plakatwänden und Zeitungsberichten, sondern auch im Web wie damals Flurfunk Dresden zu entnehmen war.
Sie schaffte, was Edgar Schein ausführlich in seinem kurzen Paper "The Artist and the Role of the Artist"als Zweck von Kunst beschreibt, "Den Status Quo in Frage stellen, provozieren und neue Perspektiven eröffnen."
Auch ihr Engagement für in Vergessenheit geratene Stücke von jüdischen Komponisten wie Karl Amadeus Hartmann oder Kurt Weill. Gemeinsam mit Ballettdirekt Aaron Watkins brachte sie das Semperoper Ballett tiefer in das Bewusstsein der Stadt Dresden mit "Die Innere Stimme / The Inner Voice." Der Höhepunkt war die Tour nach Abu Dhabi im Frühjahr die live von Tänzern der Company begleitet wurden. Diese beiden Bereiche stehen lediglich stellvertretend für das Werk, das uns Frau Dr. Hessler hinterlassen hat und das wir Dresdner nun in die Hände gelegt bekommen haben, um es nicht nur weiter wachsen zu lassen sondern es auch in die Welt hinauszubringen.
Ganz persönlich möchte ich Ihr danken, denn erst durch ihr Engagement und radikal scheinende Veränderung so manch liebgewonnener Gewohnheiten und dem Aufruhr in der Dresdner Webszene fand ich mich doch am 26. September 2010 beim Tag der Offenen Tür ein. Dort zog mich das Semperoper Ballett in den Bann und seitdem habe ich mehr als 100 Vorstellungen, Gesprächen, Liederabenden, Ballettveranstaltungen und Einführungsmatineen beigewohnt, konnte so manchen Nicht-Operngänger ans Haus bringen und fand neue Freunde aus aller Welt.
Gelernt habe ich erneut, dass die wirklich großen Dinge im Leben möglich werden, wenn man sich auf das Unbekannte einlässt.
.... und so bleibt mir nur zu sagen, den Verlust von Frau Dr. Ulrike Hessler mit Fassung zu tragen, und in ihrem Geist zu agieren, nämlich uns auf die ungewisse Zukunft einzulassen und die darin enthaltenen Chancen zu nutzen, so wie sie es getan hätte.
RIP Ulrike Hessler.