Die obigen Worte sind die letzten Worte Martas, einer der beiden Hauptprotagonistinnen, am Ende der an der Sächsischen Staatsoper Semperoper aufgeführten Oper "Die Passagierin", einer Koproduktion mit der Oper Frankfurt.
Wenn es in der Spielzeit 2016/2017eine Oper in Dresden gab, die mich besonders bewegte, dann war es "Die Passagierin" von Mieczysław Weinberg basierend auf dem autobiografischen Roman von Zofia Posmysz.
Zofia Posmysz (Wikipedia) wurde 18-jährig von den deutschen Besatzungstruppen in Krakau beim Verteilen von Flugblättern verhaftet und kam 1942 in das KZ Auschwitz in der Nähe von Krakau (wo sich der Königssitz der polnischen Könige, der Wavel, befindet). Sie überlebte bis zum Tag der Befreiung und wurde in den Jahren nach dem Krieg Journalistin beim polnischen Rundfunk. Zunächst verarbeitete sie ihre Erinnerungen in Form eines Hörspiels, was dann zum autobiografischen Roman "Die Passagierin" 1962 führte, der Basis für einen Film und das Libretto für die gleichnamige Oper führte.
Nebenstehende Aufnahme entstand von Zofia Posmysz, inzwischen 94-jährig während Ihres Gesprächs "Ich werde euch nie vergessen ..." unmittelbar vor der Premiere im Wallpavallion des Dresdner Zwingers am Samstag, den 24. Juni 2017.
Die Handlung:
Eine ehemalige KZ-Aufseherin, Lisa, fährt mit ihrem Mann, einem Diplomaten, der in Südamerika eine Botschafterstelle antritt und der nichts von ihrer Vergangenheit weiß, auf einem Passagierdampfer über den Atlantik. Während der Überfahrt hat Lisa das Gefühl, in einer der übrigen Passagierinnen, Marta, eine ehemalige Lagerinsassin zu erkennen, die sie, so ist sie sich sicher, damals in den Tod geschickt hat.
Die Erinnerungen kommen vor ihrem geistigen Auge hoch und sie beichtet auch ihrem Mann, was damals passiert ist. Einmal geweckt sind die "Geister der Vergangenheit" nicht mehr zu verdrängen. Lisa oszilliert zwischen Gegenwart und aufkommenden Erinnerungen der grausamen und lange Zeit unausgesprochenen Vergangenheit. Letztendlich und mit der Bestätigung, dass Marta tatsächlich die vermutete ehemalige Lagerinsassin ist, zerbricht sie an der über Jahrzehnte verdrängten Realität und der nicht auszuhaltenden Ambivalenz der eigenen Persönlichkeit.
Die moderne und mit vielen Einflüssen verschiedener musikalischer Stilrichtungen versehene Musik Mieczysław Weinbergs (Wikipedia), dessen Oper erst zehn Jahre nach seinem Tod in Moskau konzertant uraufgeführt und szenisch bei den Bregenzer Festspielen 2010 umgesetzt wurde, lässt den Zuschauer stets im Klaren, dass das auf Bühne erlebte nicht sehr weit von der Gegenwart entfernt ist.
Semperoper Ensemblemitglied Christina Bock brilliert in dieser faszinierenden Inszenierung in einer Doppelrolle (Lisa als Ehefrau eines Diplomaten und in der Rückblende als KZ-Aufseherin), sowohl sängerisch als auch spielerisch. Barbara Dobrzanska debütierte als Marta mit einer hinreißenden und teilweise herzzerreißenden Sopranstimme.
Wer sich diese besondere Operninszenierung nicht entgehen lassen möchte hat noch zwei Termine zur Wahl (kommenden Mittwoch, den 5. Juli um 19 Uhr, und am letzten Spieltag dieser Saison, Sonntag, den 9. Juli um 15 Uhr).
Mehr über "Die Passagierin" auf der Webseite der Semperoper (mit einigen musikalischen und bildlichen Eindrücken).
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PresencingStatus in gebotener Prägnanz und Kürze:
Wenn es in der Spielzeit 2016/2017eine Oper in Dresden gab, die mich besonders bewegte, dann war es "Die Passagierin" von Mieczysław Weinberg basierend auf dem autobiografischen Roman von Zofia Posmysz.
Zofia Posmysz |
Nebenstehende Aufnahme entstand von Zofia Posmysz, inzwischen 94-jährig während Ihres Gesprächs "Ich werde euch nie vergessen ..." unmittelbar vor der Premiere im Wallpavallion des Dresdner Zwingers am Samstag, den 24. Juni 2017.
Die Handlung:
Eine ehemalige KZ-Aufseherin, Lisa, fährt mit ihrem Mann, einem Diplomaten, der in Südamerika eine Botschafterstelle antritt und der nichts von ihrer Vergangenheit weiß, auf einem Passagierdampfer über den Atlantik. Während der Überfahrt hat Lisa das Gefühl, in einer der übrigen Passagierinnen, Marta, eine ehemalige Lagerinsassin zu erkennen, die sie, so ist sie sich sicher, damals in den Tod geschickt hat.
Die Erinnerungen kommen vor ihrem geistigen Auge hoch und sie beichtet auch ihrem Mann, was damals passiert ist. Einmal geweckt sind die "Geister der Vergangenheit" nicht mehr zu verdrängen. Lisa oszilliert zwischen Gegenwart und aufkommenden Erinnerungen der grausamen und lange Zeit unausgesprochenen Vergangenheit. Letztendlich und mit der Bestätigung, dass Marta tatsächlich die vermutete ehemalige Lagerinsassin ist, zerbricht sie an der über Jahrzehnte verdrängten Realität und der nicht auszuhaltenden Ambivalenz der eigenen Persönlichkeit.
Die moderne und mit vielen Einflüssen verschiedener musikalischer Stilrichtungen versehene Musik Mieczysław Weinbergs (Wikipedia), dessen Oper erst zehn Jahre nach seinem Tod in Moskau konzertant uraufgeführt und szenisch bei den Bregenzer Festspielen 2010 umgesetzt wurde, lässt den Zuschauer stets im Klaren, dass das auf Bühne erlebte nicht sehr weit von der Gegenwart entfernt ist.
Semperoper Ensemblemitglied Christina Bock brilliert in dieser faszinierenden Inszenierung in einer Doppelrolle (Lisa als Ehefrau eines Diplomaten und in der Rückblende als KZ-Aufseherin), sowohl sängerisch als auch spielerisch. Barbara Dobrzanska debütierte als Marta mit einer hinreißenden und teilweise herzzerreißenden Sopranstimme.
Wer sich diese besondere Operninszenierung nicht entgehen lassen möchte hat noch zwei Termine zur Wahl (kommenden Mittwoch, den 5. Juli um 19 Uhr, und am letzten Spieltag dieser Saison, Sonntag, den 9. Juli um 15 Uhr).
Mehr über "Die Passagierin" auf der Webseite der Semperoper (mit einigen musikalischen und bildlichen Eindrücken).
Fazit: UNBEDINGT ANSCHAUENSWERT!!!
Final Curtain nach der Premiere am 24. Juni 2017 |
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PresencingStatus in gebotener Prägnanz und Kürze:
- Good - fantastische Inszenierung und sängerische Qualität (aller Beteiligten, von den Solisten bis hin zum Staatsopernchor); eine Oper, die viele Ebenen die Dialogs eröffnet; eine Oper, die einen nicht mehr loslässt und die inneren Gedanken bewegt; auch auf Twitter hat sich einiges zur Oper bewegt
- Tricky - nur 5x auf dem Spielplan (gegenwärtig scheint eine Wiederaufnahme nicht geplant zu sein); zu viele Eindrücke, die mit persönlich Erlebtem bei einem Besuch im KZ Auschwitz im Sommer '93, "Attentional Violence", den Bezügen zwischen Krakau (nur einige Kilometer von Auschwitz entfernt) und Dresden (insbesondere August dem Starken, ein Bericht aus der ZEIT vom 29. April 1994
- Learned - Opern mit umfassenden Aktionen unterschiedlicher Akteure auf der Bühne lohnen den Abstand von Bühne bzw. in den Rängen; "Die Passagierin" ist das einzige auf Deutsch (zumindest nach Wikipedia-Informationen) verlegte Buch von Zofia Posmysz (es wäre schön, wenn weitere auf Deutsch und anderen Sprachen verlegt werden, so dass ihre Erfahrungen weitergegeben werden können und zukünftigen Generationen erlaubt, negative Veränderungen in der Gesellschaft zu erspüren und entgegenzuwirken
- Action - noch den einen oder die andere für die kommenden zwei Vorstellungen neugierig machen und einen Nachbericht schreiben