Wednesday, September 10, 2014

Wissenschaftscampus 2014 - Sprungbrett für Frauen in der Wissenschaft



Wer eines der MINT-Fächer studiert, jenseits des 4. Fachsemesters, dem weiblichen Forschungsnach-wuchs angehört und öfters neugierig Schwarze Bretter nach Neuem abscannt dürfte schon im ver-gangenen Jahr über das neue Format Wissenschaftscampus „gestolpert“ sein, das die Fraunhofer Gesellschaft in 2013 initiiert hat.

1. Iteration aus dem Design Thinking Workshop


Ist es doch seit Langem (leider) ein Fakt, dass sich weibliche Führungskräfte und Wissenschaftlerinnen in Führungspositionen (sei es als Gruppenleiterinnen, Professorinnen oder sonstigen gehobenen wissen-schaftlich-technischen Positionen) im Vergleich zur Anzahl der Studentinnen vor allem in Deutschland in deutlich zu geringer Zahl wieder finden (Quelle: Femtech)).

Um dem Abhilfe zu schaffen hat die Fraunhofer Gesellschaft 2013 das Programm Wissenschaftscampus aufgelegt. An wechselnden Fraunhofer-Standorten werden während der Dauer von 4 Tagen den Teilnehmerinnen Workshops, Besuche bei Fraunhofer Instituten (67 Fraunhofer Institute in 7 Verbünden existieren zur Zeit) und Einblicke in Universitäten ermöglicht, die es für sie einfacher machen, die relevanten „Karriere-Steine“ im Lebensweg besser vorbereitet erklimmen zu können.

Am 18. August 2014 startete am Fraunhofer IPMS in der Nähe des Flughafen Dresdens der #Wissenschaftscampus2014 (so lautet auch der durchgängige Hashtag, nicht nur auf Twitter der wahrscheinlich in Kürze auch von Teilnehmerinnen genutzt oder gelesen wird, denn eine Anmeldung ist für Twitter nicht erforderlich, wenn es lediglich um das Lesen geht, u.U. ergeben sich jedoch interessante Querverbindungen und Impulse, die über Social Media einfach verknüpft wieder auffindbar und durch eigenes Wissen angereichert werden können). Knapp 50 Teilnehmerinnen aus allen Teilen der Republik von Aachen über Braunschweig, Karlsruhe, München bis an den östlichsten Rand, Zittau fanden den Weg nach Dresden, um sich auf das „Experiment“ einzulassen. Montags stand neben der Einführung in die kommenden Tage ein teamfindungsorientiertes Geocaching mit lokalen Experten statt, um sich dann am frühen Nachmittag im Festsaal des Rektorats der TU Dresden für die nächsten Vorträge einzufinden. Das Wetter spielte in diesem August nicht sonderlich sommerlich mit, so dass die Abendveranstaltung am City Beach mit Beachvolleyball zu einer besonderen  Herausforderung werden sollte.

Tag 2 am Dienstag war als Fachtag angelegt, bei dem die Teilnehmerinnen entsprechend ihrer Interessen an Vorträgen und Gesprächen bei verschiedenen Fraunhofer Instituten sowie an der TU Dresden teilnehmen konnten. Erstaunlich hoch war die Resonanz zum Gespräch zur wissenschaftlichen Karriere mit Vertreterinnen der TU Dresden. Dort war fast die Hälfte der Teilnehmerinnen zugegen. Drei Wissenschaftlerinnen, davon eine Professorin, Juniorprofessorin und Gruppenleiterin in einem außeruniversitären Institut, erzählten von ihren nicht immer gradlinigen Lebensgeschichten, die sie manchmal doch sehr überraschend dorthin brachten wo sie heute stehen. Drei Tips standen im Vordergrund in Bezug auf eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere, die nicht nur für Frauen von Interesse sind:

- neugierig sein
- Auslandsaufenthalte während des Studiums
- Networking (z.B. Forschungsgruppen, Konferenzen)

Ein Zitat in diesem Zusammenhang, das im Übrigen für alle Karrieren gilt, die nicht immer geradlinig verlaufen: „Wenn man nicht blind durch’s Leben geht tun sich stets andere Möglichkeiten auf“.

Nach dem Fachtag stand ein gemütlicher Abend zu einer Weingutführung und –verkostung an, so dass auch hier die Kultur nicht zu kurz kam.

Mit Tag 3 und 4 standen die sogenannten Managementtage auf dem Programm. Von Design Thinking zu Workshops zu Selbstbehauptung im Beruf, Vernetzung in Erfolgsteams und Projektmanagement sowie Coaching und Karriereabend standen vielfältige Möglichkeiten der Teilnahme für die Teilnehmerinnen zur Verfügung.

Dass ein anfängliches „unangenehmes“ Kribbeln im Magen durchaus in positive Energie (einschließlich grandioser Ergebnisse, die so gar nicht zu erwarten waren) ließ sich für alle Beteiligten am ersten Design Thinking Workshop am Mittwoch feststellen. Dankbarerweise war ich nicht nur „stiller Beobachter“ sondern vollständig als Teammitglied integriert worden (Ganz herzlichen Dank für Euer Vertrauen!) und Teil des Prozesses geworden.  Nach kurzer Einführung in Design Thinking, die von Hasso Plattner gegründete d.school in Potsam und dem ersten Kernenlernen verschiedener Kreativitätstechniken, hieß es für alle Prototypen basteln („Prototyping is thinking with your hands“ – David Kelley, Gründer der Design-Agentur IDEO). Was dabei herauskam lässt sich u.a. einige Zeilen weiter oben sehen - es ist davon auszugehen, dass in Kürze Aufnahmen der endgültigen Prototypen veröffentlicht werden.

Wer in Freiburg/Brsg. Anfang Oktober beim #Wissenschaftscampus2014 dabei sein wird, kann sich schon ein Bild davon machen, was einen erwartet. 

Die vier Tage im Rückblick betrachtet sind es vier Fragen, auf die es (oft überraschende) Antworten gab (#PresencingStatus, nach einem Design Thinking MOOC im vergangenen Jahr):

Good - Durchführung des Wissenschaftscampus als Sprungbrett für Frauen in der Wissenschaft (die noch immer von Männern insbesondere in den technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen dominiert ist); einen großen Dank an an Michael Vogel, den „geistigen Vater“ dieser Initiative; Neugier der Teilnehmerinnen, sich auf etwas einzulassen, dessen Ergebnis zu Beginn der Woche sicherlich nicht allen klar war; Möglichkeit aus den Veranstaltungen live über Social Media zu berichten

Tricky – Vielzahl an Veranstaltungen an räumlich getrennten Orten bedingte eine Auswahl; als männlicher „Vertreter“ in einer reiner Frauenveranstaltung nicht immer einfach, anfängliche Skepsis der Teilnehmerinnen

Learned – das Zusammenbringen von Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, Herkunft und Interessen bereichert stets, Entscheidungsprozesse von Frauen in Teams scheinen ruhiger (bei Design Thinking) und gemeinschaftlich getragen zu sein, als dies oft in männerdominierten Gruppen der Fall ist; Teamveranstaltungen wie das Geocaching bilden die Grundlage Vertrauen zwischen sich unbekannten Menschen aufzubauen; Social Media Tools (z.B. Twitter, Facebook) sind im Wissenschaftsbereich bisher in geringem Maße genutzt (hier gibt es keine zu beobachtenden Unterschiede zu den männlichen Kollegen); Kunst und Wissenschaften sind enger miteinander verflochten als wir oft denken (wenn Künstlerinnen zu Chemikerinnen werden, oder Pharmazeutinnen zu Opernsängerinnen), man muss ihnen die Chance lassen, beides zu ergründen und dann mit ihrer inneren Passion den Weg in die Zukunft eröffnen

Action – den Wissenschaftscampus 2014 weiterhin verfolgen und die Entwicklung dieses Formats beobachten; eigene Erfahrungen teilen, die ich während des Wissenschaftscampus 2014 in Dresden mitgenommen habe (z.B. http://www.creativeconfidence.com/ (neues Buch von David & Tom Kelley), http://www.dresden-ipp.de/ an der TU Dresden, http://de.slideshare.net/harriken/the-brown-book-of-design-thinking-lean-coursebook-ed (Jose Berengueres), http://www.lindau-nobel.org/ (Lindau Nobel Laureate Meetings) die zeitgleich in Lindau am Bodensee stattfanden)

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