Wer eines der MINT-Fächer studiert, jenseits des 4.
Fachsemesters, dem weiblichen Forschungsnach-wuchs angehört und öfters neugierig
Schwarze Bretter nach Neuem abscannt dürfte schon im ver-gangenen Jahr über das neue
Format Wissenschaftscampus „gestolpert“ sein, das die Fraunhofer Gesellschaft
in 2013 initiiert hat.
1. Iteration aus dem Design Thinking Workshop
Ist es doch seit Langem (leider) ein Fakt, dass sich
weibliche Führungskräfte und Wissenschaftlerinnen in Führungspositionen (sei es
als Gruppenleiterinnen, Professorinnen oder sonstigen gehobenen
wissen-schaftlich-technischen Positionen) im Vergleich zur Anzahl der Studentinnen
vor allem in Deutschland in deutlich zu geringer Zahl wieder finden (Quelle: Femtech)).
Um dem Abhilfe zu schaffen hat die Fraunhofer Gesellschaft
2013 das Programm Wissenschaftscampus aufgelegt. An wechselnden
Fraunhofer-Standorten werden während der Dauer von 4 Tagen den Teilnehmerinnen
Workshops, Besuche bei Fraunhofer Instituten (67 Fraunhofer Institute in 7 Verbünden existieren zur Zeit)
und Einblicke in Universitäten ermöglicht, die es für sie einfacher machen, die
relevanten „Karriere-Steine“ im Lebensweg besser vorbereitet erklimmen zu
können.
Am 18. August 2014 startete am Fraunhofer IPMS in der Nähe
des Flughafen Dresdens der #Wissenschaftscampus2014
(so lautet auch der durchgängige Hashtag, nicht nur auf Twitter der
wahrscheinlich in Kürze auch von Teilnehmerinnen genutzt oder gelesen wird,
denn eine Anmeldung ist für Twitter nicht erforderlich, wenn es lediglich um
das Lesen geht, u.U. ergeben sich jedoch interessante Querverbindungen und
Impulse, die über Social Media einfach verknüpft wieder auffindbar und durch
eigenes Wissen angereichert werden können). Knapp 50 Teilnehmerinnen aus allen
Teilen der Republik von Aachen über Braunschweig, Karlsruhe, München bis an den
östlichsten Rand, Zittau fanden den Weg nach Dresden, um sich auf das
„Experiment“ einzulassen. Montags stand neben der Einführung in die kommenden
Tage ein teamfindungsorientiertes Geocaching mit lokalen Experten statt, um sich
dann am frühen Nachmittag im Festsaal des Rektorats der TU Dresden für die
nächsten Vorträge einzufinden. Das Wetter spielte in diesem August nicht
sonderlich sommerlich mit, so dass die Abendveranstaltung am City Beach mit
Beachvolleyball zu einer besonderen
Herausforderung werden sollte.
Tag 2 am Dienstag war als Fachtag angelegt, bei dem die
Teilnehmerinnen entsprechend ihrer Interessen an Vorträgen und Gesprächen bei
verschiedenen Fraunhofer Instituten sowie an der TU Dresden teilnehmen konnten.
Erstaunlich hoch war die Resonanz zum Gespräch zur wissenschaftlichen Karriere
mit Vertreterinnen der TU Dresden. Dort war fast die Hälfte der Teilnehmerinnen
zugegen. Drei Wissenschaftlerinnen, davon eine Professorin, Juniorprofessorin
und Gruppenleiterin in einem außeruniversitären Institut, erzählten von ihren
nicht immer gradlinigen Lebensgeschichten, die sie manchmal doch sehr
überraschend dorthin brachten wo sie heute stehen. Drei Tips standen im
Vordergrund in Bezug auf eine erfolgreiche wissenschaftliche Karriere, die
nicht nur für Frauen von Interesse sind:
- neugierig sein
- neugierig sein
- Auslandsaufenthalte während des Studiums
- Networking (z.B. Forschungsgruppen, Konferenzen)
Ein Zitat in diesem Zusammenhang, das im Übrigen für alle
Karrieren gilt, die nicht immer geradlinig verlaufen: „Wenn man nicht blind
durch’s Leben geht tun sich stets andere Möglichkeiten auf“.
Nach dem Fachtag stand ein gemütlicher Abend zu einer
Weingutführung und –verkostung an, so dass auch hier die Kultur nicht zu kurz
kam.
Mit Tag 3 und 4 standen die sogenannten Managementtage auf
dem Programm. Von Design Thinking zu Workshops zu Selbstbehauptung im Beruf,
Vernetzung in Erfolgsteams und Projektmanagement sowie Coaching und
Karriereabend standen vielfältige Möglichkeiten der Teilnahme für die
Teilnehmerinnen zur Verfügung.
Dass ein anfängliches „unangenehmes“ Kribbeln im Magen
durchaus in positive Energie (einschließlich grandioser Ergebnisse, die so gar
nicht zu erwarten waren) ließ sich für alle Beteiligten am ersten Design Thinking
Workshop am Mittwoch feststellen. Dankbarerweise war ich nicht nur „stiller
Beobachter“ sondern vollständig als Teammitglied integriert worden (Ganz
herzlichen Dank für Euer Vertrauen!) und Teil des Prozesses geworden. Nach kurzer Einführung in Design
Thinking, die von Hasso Plattner gegründete d.school in Potsam und dem ersten Kernenlernen verschiedener Kreativitätstechniken, hieß es für alle Prototypen basteln
(„Prototyping is thinking with your hands“ – David Kelley, Gründer der
Design-Agentur IDEO). Was dabei herauskam lässt sich u.a. einige Zeilen weiter oben sehen - es ist davon auszugehen, dass in Kürze Aufnahmen der endgültigen Prototypen veröffentlicht werden.
Wer in Freiburg/Brsg. Anfang Oktober beim #Wissenschaftscampus2014 dabei sein wird, kann sich schon ein Bild davon machen, was einen erwartet.
Die vier Tage im Rückblick betrachtet sind es vier Fragen,
auf die es (oft überraschende) Antworten gab (#PresencingStatus, nach einem Design Thinking MOOC im vergangenen Jahr):
Good - Durchführung des Wissenschaftscampus als Sprungbrett
für Frauen in der Wissenschaft (die noch immer von Männern insbesondere in den
technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen dominiert ist); einen großen
Dank an an Michael Vogel, den „geistigen Vater“ dieser Initiative; Neugier der
Teilnehmerinnen, sich auf etwas einzulassen, dessen Ergebnis zu Beginn der
Woche sicherlich nicht allen klar war; Möglichkeit aus den Veranstaltungen live
über Social Media zu berichten
Tricky – Vielzahl an Veranstaltungen an räumlich getrennten
Orten bedingte eine Auswahl; als männlicher „Vertreter“ in einer reiner
Frauenveranstaltung nicht immer einfach, anfängliche Skepsis der
Teilnehmerinnen
Learned – das Zusammenbringen von Menschen mit unterschiedlichem
Hintergrund, Herkunft und Interessen bereichert stets, Entscheidungsprozesse
von Frauen in Teams scheinen ruhiger (bei Design Thinking) und gemeinschaftlich
getragen zu sein, als dies oft in männerdominierten Gruppen der Fall ist;
Teamveranstaltungen wie das Geocaching bilden die Grundlage Vertrauen zwischen
sich unbekannten Menschen aufzubauen; Social Media Tools (z.B. Twitter,
Facebook) sind im Wissenschaftsbereich bisher in geringem Maße genutzt (hier gibt es
keine zu beobachtenden Unterschiede zu den männlichen Kollegen); Kunst und
Wissenschaften sind enger miteinander verflochten als wir oft denken (wenn
Künstlerinnen zu Chemikerinnen werden, oder Pharmazeutinnen zu
Opernsängerinnen), man muss ihnen die Chance lassen, beides zu ergründen und
dann mit ihrer inneren Passion den Weg in die Zukunft eröffnen
Action – den Wissenschaftscampus 2014 weiterhin verfolgen
und die Entwicklung dieses Formats beobachten; eigene Erfahrungen teilen, die ich während des
Wissenschaftscampus 2014 in Dresden mitgenommen habe (z.B. http://www.creativeconfidence.com/
(neues Buch von David & Tom Kelley), http://www.dresden-ipp.de/
an der TU Dresden, http://de.slideshare.net/harriken/the-brown-book-of-design-thinking-lean-coursebook-ed
(Jose Berengueres), http://www.lindau-nobel.org/
(Lindau Nobel Laureate Meetings) die zeitgleich in Lindau am Bodensee
stattfanden)
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