Gestern Abend hieß es im Kleinen Haus des Staatsschauspiel Dresden Auftakt zur 20. Tanzwoche. Fast ausverkauft zeigte die Jubiläumsgala was (nicht nur) Sachsens Bühnen und TänzerInnen an Vielfalt und Können zu bieten haben.
Vor dem Damoklesschwert der aktuellen Sparsirenengesänge musste man sich wieder die Frage stellen, "Sollen wir darauf verzichten, bloß weil es Kunst heißt?" Wer sich unter den knapp 400 Gästen befand wird sicherlich das Gegenteil der Frage bejahen! Natürlich brauchen wir diese Art von Kunst, denn erstens sind die Empfänger der Botschaften so unterschiedlich wie die Darbietungen und Kunst war schon immer "fruchtbarer Humus" für neues Denken und Innovationen. Wenn nicht von der Kunst lernen, wo sonst hat man die Freiheit von Ausdruck in dieser Vielfalt!?
Ein wenig spät erschienen leitete mich eine charmante Mitarbeiterin auf die obere Tribünenhälfte und ich konnte die letzten Minuten des Ballett des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin genießen und gedanklich langsam in die schnell ineinander übergehenden Performances gelangen. Boris Michael Gruhl, Organisator und Macher der Veranstaltung führte geschickt mit kurzen Worten in die jeweiligen kurzen Stücke ein. Sobald er sich von seinem Stuhl erhob, um den Gang vor zur Bühne zu machen, "verstummte" das Publikum aus seinem Applausrausch - fast wie auf Kommando.
Für jeden Geschmack gab es etwas, was solche Art von Veranstaltungen immer wieder ausnahmslos gut macht, denn so gewinnt man in kurzer Zeit einen groben Überblick über vielfältige Ensembles in Nah und Fern. Kann sich dann gezielt für die oder diese Company entscheiden und schon mal auf den künftigen Wunschzettel der Besuche schreiben.
Furios war kurz vor der Pause die Beat Fanatics Family Dresden mit ihrer "Breakdance-Show", die ob ihrer artistischen Kunststücke eingebettet in selbstinszenierte Choreographie die Massen begeisterten. Unglaublich was Menschen fertigbringen können - man kam aus dem Staunen wirklich nicht mehr raus.
Das "Duett aus 'Love Song Letters'" des Ballett des Theaters Plauen-Zwickau überraschte positiv, denn von so einer doch "klein" anmutenden Company war dies nicht zu erwarten. Die Kostüme ließen nicht nur die Tänzer in das Zeitalter von Robert Schumann zurückbeamen. Modern und traditionsorientiert, dem Geist wurde einiges abverlangt bei den schnellen Wechseln - doch genau so macht Kunst Lust auf mehr. Was steckt dahinter? Wie sieht das gesamte Stück aus? Intention des Choreographen? - Fragen, die sich einem unwillkürlich stellen.
Dan Palleg und Marko E. Weigert von wee dance company aus Berlin -mit den "Schränken"- holten alle wieder zurück in die Jetztzeit. Faszinierend, was mit einer zugegebenermaßen außergewöhnlichen Requisite so zu machen ist - öffnet überraschend Horizonte und Blickrichtungen (im Denken - öfter einfach mal selbst anwenden).
Es sollte weiterhin eine Achterbahn des Tanzes werden, denn von diesem Experimentalstück aus ging es um 180° in das klassische Ballett zurück. Wir erlebten das Pas de deux aus George Balanchines' "Diamanten" getanzt von Elena Vostrotina und Raphaël Coumes-Marquet vom Semperoper Ballett.
Schalk und Schabernack war definitiv aus Prag zu erwarten und dies bewahrheitete sich mit Vesele skoky, Jolly Jumps Theatre aus Prag, die wiederum das Pendel der Aufmerksamkeit in eine ganz andere Richtung trieben.
Boris Michael Gruhl machte es spannend, als er nach Nachtasyl des Ballet Anhaltisches Theater Dessau eine Überraschung ankündigte. Und dies wurde wirklich eine, bis auf wenige im Publikum konnten nicht ahnen, dass zwei ganz Große des Balletts sich auf die Bühne bewegten:
Jiři und Otto Bubeniček (Beides Principal Dancer an der Semperoper Dresden bzw. Hamburg Ballett)
Es war grandios und so ging die Jubiläumsgala zur Eröffnung der 20. Tanzwoche Dresden langsam ihrem Ende entgegen. Wieder einmal hat sich gezeigt, dass Vielfalt an einem Ort und kurzer Zeit (immerhin war es nun doch fast 23 Uhr geworden) Hunger auf mehr macht. Ähnlich erging es zum Preisträgerkonzert an der Semperoper im Oktober. Immer wieder die beste Gelegenheit neue Fans und die es werden können für die Kunst zu begeistern und unter Umständen ganz neue Besucherkreise anzuziehen. Bei einem Gläschen Sekt klang der wunderbare Abend aus, nicht ohne auch noch einige Bekannte wieder- und neugetroffen zu haben.
Für die kommenden Tage "toi toi toi" an alle, wie es so schön stets vor den Premieren des Semperoper Balletts bei Facebook heißt.
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