Wednesday, June 3, 2015

Arbeiten wir noch im Gestern oder schon im Morgen?

1972 kam ich in die Schule als das Apollo Programm der NASA noch nicht die abschließende Mission Apollo 17 geflogen hatte. Im Gymnasium (Mitte der 70er bis Mitte der 80er) lernten wir u.a. in Erdkunde, dass sich die arbeitende Menschheit vom Primären Sektor (Landwirtschaft) langsam über den Sekundären Sektor (Industrie) hin zum Tertiären Sektor (Dienstleistung) verschieben würde. Ja, es stimmt, nur noch ein Bruchteil der Erwerbstätigen ist in den Industrieländern wie Deutschland noch  in der Landwirtschaft beschäftigt. Mechanisierung und Digitalisierung über die Jahrzehnte machten den Pflug mit Pferd (den konnte man tatsächlich noch auf einigen Feldern in Rheinhessen Mitte der 80er Jahre persönlich erleben) nicht nur überflüssig sondern brachte neue Arbeitsformen hervor. Nicht dass der Landwirt von heute weniger wüsste als seine Vorfahren, er konnte sich das Wissen von Damals und die Notwendigkeiten von Heute durchaus gemeinsam aneignen und erfolgreich umsetzen.

Wie konnte das geschehen und warum gerade in diesem Bereich?

Digitalisierung eröffnete Chancen (neben selbstverständlich auch vorhandenen Risiken), mit vorhandenen Ressourcen höhere Erträge als in der Vergangenheit zu erwirtschaften. Insbesondere die Öffnung Europas und die Erweiterung der EU-Grenze um Länder wie Spanien, Portugal und Griechenland "zwangen" hiesige landwirtschaftliche Betriebe, neue Wege zu gehen (wollten sie nicht für immer verschwinden).

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#Arbeiten40 (dies ist der Hashtag eines heute in Berlin stattfinden Barcamps, das von der Bertelmannstiftung und zahlreichen Mitorganisatoren veranstaltet wird) setzte in diesem Bereich möglicherweise früher (und ohne ein solches "Label" zu erhalten) ein, als in Industriebetrieben, die noch immer in großem Maße ihre Produkte unter Label "Made in Germany" zu guten Preisen in der Welt verkaufen können. Warum sollte ein Unternehmen, Manager oder gar die ganze Wirtschaft in Deutschland sich auf die Digitalisierung und neue Formen der Arbeit fokussieren, wenn es "offenbar" keine entsprechenden "Kräfte" von Außen gibt?

Warum also #Arbeiten40? Weil es #Industrie40 inzwischen als Trend gibt? Weil es alle machen? Weil es uns als notwendig und fortschrittsorientiert erscheint?

Vielleicht ist der Fokus zu kurz gesprungen. Schauen wir uns nach "Kurzweiliger" um - welche exponentiellen Technologien wie #AdditiveManufacturing, #MaterialSciences, #Robotics, #ArtificialIntelligence u.a. mehr umgeben uns, lesen wir in den Medien oder erfahren wir auf Konferenzen in diversen Live-Vorführungen.

Hat das noch mit den Arbeitsumgebungen und Arbeitsprozessen unserer Eltern, uns selbst oder unserer Kinder viel gemein? Wie bereiten wir uns selbst, unsere Unternehmen und die Gesellschaft auf diese unzweifelhaft kommenden (so wie es Eisenbahn, Telefon, Asphalt, Beton, Internet in der Vergangenheit getan haben und Gesellschaften von oben bis unten und links bis rechts komplett gewandelt haben) Veränderungen vor?

Wie kann Arbeiten aussehen, wenn Menschen sich nicht unmittelbar am Ort der Leistungserstellung treffen, Ideen in Realitäten umsetzen, Fehler machen und gemeinsam lernen? Die digitale, denn zwei Zugstunden im Süden in Dresden sitzend, Teilnahme am Barcamp #Arbeiten40 hat mir erneut gezeigt, dass es noch ein langer Weg ist, Menschen, Nutzung digitaler Technologien und neue Wege der Zusammenarbeit (ob in Firmen, Unternehmensverbänden, anderen Organisationsformen) miteinander zu verbinden.

Meine Lessons Learned, auch #PresencingStatus genannt, während das Barcamp in seine letzte Phase eintritt:

Good - statt nach Berlin zu fahren digital dabei zu sein (soweit es die Zeit und Umstände erlaubten)

Tricky - es ist enorm herausfordernd, die Masse an Menschen für die Nutzung (da wo wertschöpfend) neuer Medien hinzuführen und zu begeistern

Learned - es braucht mehr Geschäftsführer wie Jan Westerbarkey von Westaflex, die neue Wege gehen und diese öffentlich über Social Media der verschiedensten Art teilen

Action - Abschlusspanel auf Twitter und sonstwie verfolgen (vielleicht gibt's wieder Livestream via Tablet oder Laptop?!)

Dank an Ole Wintermann & Team für die Ermöglichung dieses Barcamps, das nach Nachahmern ruft


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