Kurz vor der Ölkrise 1973 wagte der staatliche französische Energiekonzern EDF den Vorstoß das VEL (Vehicule Electrique) zu promoten und den Wandel hin zum Elektroauto zu forcieren (Electrical Vehicle Case 1: VEL experiments in France; aus: Unintended Consequences of Renewable Energy: Problems to be Solved, Otto Andersen). Renault als halbstaatlicher Konzern sollte für die praktische Umsetzung mit den Modellen R4 und R5 verantwortlich zeichnen. Doch es kam nicht dazu, denn die Manager von Renault favorisierten die bisherigen Technologien, da sie erprobt, bei den Kunden bekannt waren und Gewinne sicher waren. Ein Wandel hin zu Elektroantrieben für Fahrzeuge erschien als zu riskant und so kam es trotz Ölkrise 1973 dazu, dass neue Technologien den Verbrennungsmotor effizienter machten und das Vordringen des Elektroantriebs nicht ermöglichten.
Noch vor sechs Jahren titelte die Süddeutsche Zeitung "Warten auf Grün - Ob Mindset, Ampera, Loremo oder Mini E - vielen Elektroauto-Projekten droht der Strom auszugehen in der Finanzkrise sind starke Kapitalgeber nur schwer zu finden."
Eine Person war zu diesem Zeitpunkt bereits seit einigen Jahren mit einer Vision und eigenem Geld unterwegs: Elon Musk. Was 2006 noch wie ein Wunschtraum ( und wie die verrückte Idee eines Einzelnen klang sollte sich wenige Jahre später ändern. Die Auslieferung des ersten Tesla Model S an Steve Jurvetson (der Tesla Motors aktiv als VC unterstützt hatte) im Sommer 2012 machte den Anfang. Dass Elektromobilität nicht aus dem Antrieb allein, sondern der erforderlichen Infrastruktur (Werkstätten, Stromladestellen, Stromspeicher) und der nach wie vor erforderlichen Verbesserung der Kostenstruktur von Akkus, Solarpanels (für die heimische Herstellung von Strom für den "Stromer" in der Garage) bedarf bedingt auch ein interdisziplinäres Zusammenspiel der Industrieakteure und eine aktive Integration der unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen.
Wie weit die Entwicklung im Autoland Deutschland gediehen ist werden die Teilnehmer auf der Ergebniskonferenz Schaufenster Elektromobilität 2016 ab morgen für zwei Tage auf der Leipziger Messe erleben können. Umsetzungen von disruptiven Technologien in das vorhandene und komplexe Wirtschafts- und Gesellschaftsgefüge verlaufen nicht geradlinig wie auch schon zu Zeiten der Gasbeleuchtung. Sehr oft braucht es den geeigneten Kontext und mehrere positive gesellschaftliche Kräfte und Strömungen, um disruptive Innovationen in der Mitte der Gesellschaft ankommen zu sehen.
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Ergänzende Links:
- Nationale Plattform Elektromobilität
- Forum Elektromobilität e.V.
- Can You Go Bold? Sure, why not? (Assignment im Rahmen des MOOCs ScalingUp)
- Auto Industry Transformation - From Products to Relationships - John Hagel on LinkedIn
- Rebooting Business Paradigms - Tony Seba at Amplifyfestival 2015
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